Namibia 2005 - Reiseberichte (4/8)

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08.04.05: Tsaobis Leopard Park - Ameib Ranch

Heute wollen wir Andreas neue Wanderschuhe ausprobieren. Auf dem Parkgelände gibt es einige markierte Rundwanderwege die wir erkunden wollen. Dies ist leider eine Seltenheit in Namibia. Meistens gibt es nur kleine "Spaziergänge" oder dann grad mehrtägige Wanderungen. Die Gegend hier ist zum Wandern ideal und sehr schön. Kaum hat man den ersten Hügel hinter sich und ist das Camp ausser Sichtweite, fühlt man sich mitten in der Natur. Auch an diesem Ort hätte man sicher noch länger bleiben und noch viele weitere schöne Wanderungen unternehmen können. Trotzdem fahren wir am Nachmittag noch weiter zur Ameib Ranch. Der dortige Campingplatz gefällt uns aber nicht besonders, es ist uns zu wenig grün, nur trocken und staubig, und ein Stromgenerator lärmt vor sich hin. Zumindest erleben wir heute noch einen schönen Sonnenuntergang.

Philips Cave nahe der Ameib Ranch

09.04.05: Ameib Ranch - Spitzkoppe

Wir wandern zur Philips Cave, die sich auch auf dem Farmgelände befindet. In dieser Höhle gibt es Felsmalereien zu bestaunen, vor allem eine Zeichnung eines Elefanten ist sehr berühmt. Die kopierte Handskizze mit den Wanderwegen die wir erhalten haben ist leider sehr ungenau und Entfernungen lassen sich nur scher abschätzen. Wir wollen zuerst von der Höhle direkt zur "Bull's Party" wandern, kehren dann aber nach einer Stunde um. Inzwischen ist es schon Mittag und die Sonne brennt, und wir haben keine Ahnung ob es noch eine oder zwei oder drei Stunden bis zur "Bull's Party" gegangen wäre. Andrea hat langsam genug vom Busch und vor der Hitze. Auch von den Bergzebras die es hier geben soll haben wir keine Spur gesehen. Wir packen zusammen und fahren weiter zur Spitzkoppe, dem Matterhorn Namibias. Schon von Weitem sieht man diesen Berg aufragen und eine Ähnlichkeit zu unserem Matterhorn besteht wirklich. In der Ebene rund um den Berg gibt es unzählige Camps. Wir suchen uns eins aus am Fusse eines etwa 10m hohen Felsens. Heute ist der erste Tag unserer Ferien an dem es Wolken am Himmel hat. Am Horizont ist es schwarz, man hört Donner und sieht sogar einen Regenbogen. Das Gewitter schafft es aber nicht bis zu uns. Die Abendsonne und die Wolken am Himmel schaffen eine einmalige Stimmung. Ich unternehme einen Spaziergang um den halben Berg herum. Das Licht ist jetzt zum fotografieren ideal, die Spitzkoppe leuchtet in intensivem rot vor dem dunkelblauen Himmel mit weissen Wölkchen. Auf der Jagt nach einem immer noch besseren Foto vergesse ich die Zeit und bis ich wieder zurück beim Camp bin ist die Sonne schon untergegangen. Andrea ist nicht gerade erfreut darüber, da sie sich schon Sorgen gemacht hat und doch mit mir zusammen den Sonnenuntergang geniessen wollte...

Felsformation nahe der Spitzkoppe
das Matterhorn Namibias
Abendstimmung

10.04.05: Spitzkoppe

Heute ist es bewölkt. Da wir aber sowieso vorhaben auf die Spitzkoppe zu klettern kommt uns das gerade gelegen, so wird es hoffentlich nicht allzu heiss. Unser Reiseführer enthält eine detaillierte Beschreibung des Aufstieges. Etwa 2/3 sollten ohne Kletterausrüstung machbar sein. Wir finden den Einstieg nicht auf Anhieb, aber dann ist der Weg mit kleinen Steinhaufen gut markiert. Für Andrea gibt es einige klettertechnische Herausforderungen zu meistern. Für mich ist die grösste Herausforderung ein Kampf mit zwei wespenähnlichen Insekten die ihren Butterbaum verteidigen und mich zweimal Stechen. Das tut zwar im ersten Moment sehr weh, scheint aber keine nachhaltige Wirkung zu haben. Je höher wir kommen desto schwieriger wir der Weg, und irgendwann müssen wir dann einsehen dass es für uns jetzt nicht mehr weitergeht. Der Rückweg geht dann einiges schneller, bis auf die Stelle mit dem Butterbaum und den Insekten. Ich kann mich schliesslich überwinden und renne, so schnell es in diesem Gelände eben geht, am Baum vorbei. Diesmal schaffe ich es ohne Stiche. Die Gegend und das Camp hier gehören zu den schönsten die wir auf unserer Reise in Namibia angetroffen haben. Der einzige Nachteil ist die schlechte Infrastruktur, so gibt es keine Duschen und nur einige Plumpsklos über das ganze Gebiet verteilt. Wir wollen aber auf jeden Fall nochmals eine Nacht hier verbringen. Es bleibt den ganzen Tag bewölkt, trotzdem klettern wir zum Sonnenuntergang nochmals auf einen Felsen. Vor uns liegt Steppe so weit das Auge reicht. Im Westen scheint schönes Wetter zu sein, der Horizont ist wolkenlos. Kurz bevor die Sonne untergeht kommt sie hinter den Wolken hervor und taucht den bewölkten Himmel über uns in tiefes rot und orange. Dies ist jetzt wirklich der beeindruckendste Sonnenuntergang den ich je gesehen habe, und er entschädigt auch Andrea für den verpassten Sonnenuntergang vom Vortag.

fantastischer Sonnenuntergang

11.04.05: Spitzkoppe - Ugab Camp (Save the Rhino Trust)

Heute haben wir eine beträchtliche Streck vor uns. Zuerst geht es wieder an die Küste, wo wir in Cape Cross die Seelöwenkolonie besuchen wollen. Schon von weitem hört man das Geschrei und riecht den Gestank dieser Tiere. Und da sind sie dann: Hunderte wenn nicht tausende von Seelöwen über den ganzen Strand verteilt und im Wasser. Man darf bis zu einer niedrigen Mauer die den Parkplatz vom Strand trennt heran, kommt also auf bis zu einem Meter an die Tiere heran. Diese haben auch überhaupt keine Angst vor den Menschen. Nach etwa 10 Minuten habe ich eigentlich genug gesehen, doch Andrea hat noch lange nicht genug. Ich setze mich also mit meinem Buch in ein Häuschen mit Picknicktisch. Nach etwa einer Stunde hat dann auch Andrea genug. Wir essen noch etwas zu Mittag und fahren dann weiter. Wie wir feststellen werden wird es noch Tage dauern bis sich der Gestank der Seelöwen aus unseren Faserpelzjacken verflüchtigt hat... Unsere Reise führt uns wieder ins Landesinnere Richtung Brandberg West. Die Gegend hier ist sehr abgelegen und wir begegnen kaum jemandem. Die Strasse wird immer schmaler und felsiger und es ist schon später Nachmittag. Zum Übernachten haben wir uns heute das Ugab River Camp ausgesucht. Wir bekamen schon bald Zweifel an unserer Wegbeschreibung, da sehen wir doch noch einen Wegweiser. Es geht noch einige Kilometer über eine sehr steinige Schotterstrasse, bis wir das Flussbett des Ugab River erreichen, in dem das Camp errichtet wurde. Andrea gefällt es hier gar nicht, die Landschaft ist zu karg und es hat Mücken und Fliegen. Diese verschwinden zumindest nach Sonnenuntergang von selbst. Die Duschen sind wieder speziell, auf einer Seite offen, so dass man die Aussicht ins Flusstal geniessen kann. Das Ugab Camp ist ein so genanntes "Community Camp", das heisst, dass es von schwarzen Geführt wird die damit ihren Lebensunterhalt verdienen. Auf dem Camp gibt es auch noch ein Infocenter des "" Save the Rhino Trust ", einer Organisation die sich zum Ziel gesetzt hat das Spitzmaulnashorn zu schützen.

Seehund am Cape Cross
davon gibt es tausende...
(c) 2006 by Simon Baer