Wir stehen etwa um 5:30 Uhr auf. Es ist noch stockdunkel und kalt. Schnell essen wir etwas, räumen unser Zelt zusammen und fahren los. Leider schaffen wir es nicht als erste durchs Tor, es sind schon ein paar Autos vor uns losgefahren. Nach ein paar Kilometern brausen wir an einen PW vorbei, der etwa im Schritttempo über die Schlaglöcher holpert. An Düne 45 fahren wir diesmal vorbei und überholen weitere 2 Autos die dort angehalten haben. Auf dem Parkplatz am Ende der geteerten Strasse lassen wir den Bus einer Reisegruppe hinter uns. Wir folgen für die letzen paar Kilometern den Spuren im Sand, teilweise mit einem etwas mulmigen Gefühl im Magen. Das Auto schwimmt richtig im tiefen Sand und zeitweise komme ich mir eher vor wie der Kapitän eines Hochseeschiffes. Trotz all dem bleiben wir nicht stecken und erreichen nach ca. 30 Minuten den Parkplatz am Ende des befahrbaren Weges. Rundherum geht es nur noch aufwärts. Und tatsächlich, obwohl ich schon nicht mehr daran geglaubt habe: Wir sind die allerersten und einzigen Menschen an diesem Morgen! Wir machen uns daran eine erste Düne zu besteigen. Vor uns liegt unberührter Sand und nichts deutet darauf hin das vor uns schon jemals ein Mensch diese Gegend betreten hat. Wir wissen das dies nicht lange so bleiben wird und geniessen die Zeit alleine in dieser weiten Wüste. Bald kommen dann auch schon weitere Touristen, und bis am Abend sollte hier alles mit Fussspuren übersäht sein. Anscheinend werden diese jedoch jede Nacht durch den Wind wieder weggefegt, so dass jeden Morgen von neuem der Eindruck von unberührter Natur entsteht. Wir fahren ein Stück weiter zum Dead Vlei, einer von Dünen umgebenen weissen Lehmebene auf der schwarze abgestorbene Bäume stehen. Es geht langsam gegen Mittag und erst jetzt spürt man die enorme Hitze die sich entwickelt. Wie das wohl im Sommer ist? Obwohl es hier noch viel zu entdecken gäbe fahren wir zurück, schliesslich wollen wir heute noch ein Stück weiter. Unser nächstes Ziel ist der Namib Naukluft Park. Bis dahin schaffen wir es heute allerdings nicht mehr. Wir steuern das Tsauchab River Camp an, auch ein Tipp aus unserer Liste. Das Camp gehört zu einer Farm eines jungen Ehepaares und ist sehr schön hergerichtet und sauber. Jeder Stellplatz hat sein eigenes WC- und Duschhäuschen. Da ich wieder mal Lust auf ein Stück Fleisch habe und es hier eine gut ausgebaute Feuerstelle inklusive Holz gibt, kaufen wir den Campbesitzern ein paar Kudu Steaks ab die wir grillieren. Es schmeckt ausgezeichnet. In der Nacht werden Petrollampen aufgestellt die den Weg zum WC beleuchten, so wird sogar der Gang zum WC zu etwas besonderem.
Am nächsten Tag wollen wir eine kleine Wanderung auf dem Farmgelände entlang dem Tsauchab River unternehmen. Nach einer kurzen aber holperigen (4x4) Fahrt erreichen wir den Ausgangspunkt der Wanderung. Der Weg verläuft im Flussbett und ist teilweise sehr schlecht markiert. Da die Gegend Andrea nicht so gefällt, beschliessen wir aber bald wieder umzukehren. Wir wollen doch lieber weiterfahren und den späteren Nachmittag noch im Namib Naukluft Park verbringen. Dort angekommen werden wir als erstes Zeuge wie eine Affenhorde die Abfallbehälter des Camps plündert. Die Abfallbehälter sind zwar alle im Boden eingelassen, mit einem Gitter abgedeckt und mit einem Bolzen gesichert, doch das hält die Affen nicht davon ab diese geübt zu öffnen und zu durchsuchen. Von da an ist es Andrea nicht mehr so wohl hier und für den Rest des Abends haben wird die Schaufel aus dem Auto immer Griffbereit, für alle Fälle... Während wir am Steintisch unseres Camps sitzen und das Nachtessen vorbereiten, kriecht ein Skorpion darunter hervor. Ich sehe das erste Mal in meinem Leben ein Skorpion in freier Wildbahn. Ich schicke Andrea den Fotoapparat holen und bin ziemlich aufgeregt. Bis der Fotoapparat dann allerdings zur Hand ist, hat sich das Skorpion wieder unter die Bodenplatte des Tisches verkrochen. Wir haben zwei weitere Lektionen gelernt: 1. Lieber in Ruhe beobachten als nach dem Fotoapparat rennen und 2. besser geschlossene Schuhe tragen. Beim Nachtessen stellt sich dann heraus dass Andrea aus lauter Aufregung wohl die doppelte Portion Spaghetti gekocht hat...
Heute haben wir eine ca. 7-stündige Wanderung im Namib Naukluft Park vor und brechen früh auf. Andrea bemerkt noch, dass sie wohl dann in der Schweiz gelegentlich neue Wanderschuhe kaufen müsse, da sich die Sohle auf einer Seite einer ihrer Schuhe zu lösen beginnt. Die Wanderung verläuft einem Tal entlang in einem ausgetrockneten Bachbett. Meistens laufen wir über grobes Geröll. Nach etwa einer Stunde Wandern stellen wir überrascht fest, dass sich Andreas Schuhsohle weiter gelöst hat und auch diejenige des anderen Schuhs sich zu lösen beginnt. Der Weg im ausgetrockneten Flussbett ist eher schlecht markiert. Einige Male müssen wir zur letzten Markierung zurückgehen da wir den Weg verloren haben. Unterwegs sehen wir von weitem auch einige Tiere wie Springböcke. Nach einer weiteren halben Stunde binden wir provisorisch eine Schnur um Andreas Schuh damit sich die Sohle nicht mehr weiter löst. Nochmals eine halbe Stunde später haben sich beide Sohlen von Andreas Schuhen etwa zur Hälfte gelöst und wir beschliessen umzukehren. Die Gegend ist sehr felsig, und die Aussicht unsere Wanderung Barfuss zu beenden nicht sehr verlockend. Wir verwenden alle Schnur die ich glücklicherweise ständig in meinem Rucksack mittrage dazu Andreas Schuhsohlen an den Schuhen zu fixieren. Wir schaffen es gerade noch zurück zum Camp, beide Sohlen werden jetzt nur noch durch die Schnüre an ihrer Stelle gehalten. So haben wir uns unsere Wanderung wirklich nicht vorgestellt! Nur in Turnschuhen oder Sandalen will Andrea nicht wandern. Wir fahren weiter mit der Absicht am nächstmöglichen Ort neue Wanderschuhe zu kaufen. Es geht Richtung Swakopmund, eine Stadt an der Westküste Namibias. Heute komme ich doch noch zu meiner ersehnten "wilden" Übernachtung: Obwohl nicht direkt am Weg nehmen wir die 60 km Umweg in Kauf und fahren zum Übernachten nochmals auf den Spreetshoogte Pass. Wir finden sogar noch ein Plätzchen etwas abseits der Strasse. Der Sonnenuntergang von hier oben ist fantastisch, der bisher schönste seit wir in Namibia sind.