Die Zeit vergeht schnell, und bald ist es Zeit für unsere Weiterreise nach Praslin. Diesmal nehmen wir ein Taxi zum Flughafen, von wo wir mit einer 20-plätzigen Twin Otter nach Praslin fliegen wollen. Wir sind 2 Stunden vor Abflug am Flughafen, was natürlich viel zu früh ist. Da die internationalen Flüge alle am Vormittag sind und wir jetzt am Nachmittag fliegen ist der Flughafen wie ausgestorben und alles hat geschlossen. Als der Check-In Schalter dann endlich öffnet, scheint uns die Dame am Schalter bereits mit Namen zu kennen und drückt uns die Bordkarten in die Hand, ohne dass wir Ticket oder Pass zeigen müssen. Beim Einsteigen wird uns dann schnell klar warum: Wir sind nämlich die einzigen weissen Touristen, alles andere sind Einheimische.
Am Flughafen in Praslin halten wir nach einem Taxi ausschau. Was uns sofort auffällt ist, dass hier im Gegensatz zu Mahe wieder vermehrt in Euro bezahlt wird. Zum Anse Volbert kostet es 20 Euro. Zur Mango Lodge, wo wir für die nächsten 7 Tage wohnen, sind es noch 5 Euro mehr, da es dorthin nochmals 100 Meter steil bergauf geht...
Als wir mit dem Taxi zur Mango Lodge hochfahren zweifeln wir einen Moment lang daran richtig entschieden zu haben hier 7 Nächte zu bleiben. Unser Zimmer und die Aussicht entschädigen uns dann wieder für die Strapazen die wir jetzt täglich mindestens einmal auf uns nehmen werden. So schlimm ist es aber dann gar nicht: In 7 sportlichen oder 12 gemütlichen Minuten ist man von der Hauptstrasse aus oben. Trotzdem kochen wir hier oft selbst, um am Abend nicht nochmals an den Strand hinunter und wieder hinauf laufen zu müssen. Praktischerweise haben wir einen richtigen Backofen und in der Pizzeria am Strand bekommt man Pizzas auch ungebacken zum mitnehmen (zumindest nachdem man sich richtig verständigt hat dass man die Pizza wirklich ungebacken haben möchte).
Anse Volbert ist der längste Strand von Praslin und hier ist auch am meisten los. Zur Zeit stehen jedoch die meisten Hotels und Bungalows leer. Am Strand treffen wir Peter, der eine Bungalowanlage managt. Auch er hat zur Zeit nur 2 Gäste. Er fragt uns, ob wir nicht am Abend mit ihm und seinen zwei Gästen ans Buffet im Nachbarhotel kommen wollen. Er bietet uns sogar an, uns mit seinem Auto in der Mango Lodge abzuholen und später wieder heimzufahren. Das Buffet ist mit seinen 30 Euro zwar nicht das günstigste und auch nicht das Beste, aber immerhin komme ich so unverbindlich zu meinem Flughundcurry, das ich doch schon lange mal probieren wollte. Nach dem Buffet findet noch eine musikalische Unterhaltung statt.
Der angeblich schönste Strand auf Praslin soll die Anse Georgette sein, welche nur über das Gelände des "Lémuria Resort" erschlossen ist. Dort werden Nicht-Hotelgäste aber normalerweise nicht hineingelassen, und so bleibt nur der relativ anspruchsvolle Fussweg von Anse Lazio, oder dann der Weg per Boot. Wir wollen natürlich den Fussweg von Anse Lazio aus versuchen. Bis dahin sollte man eigentlich bequem mit dem Bus hinfahren können. Busfahren stellt sich auf Praslin allerdings einiges schwieriger heraus als auf Mahe: Wir warten über eine Stunde auf einen Bus und wollen schon bald aufgeben. Andere Touristen raten uns vom Busfahren ab, da man oft stundenlang warten müsse. Später stellt sich dann heraus, dass die Busse sehr wohl pünktlich und zuverlässig fahren und stattdessen einfach alle sich im Umlauf befindlichen Fahrpläne falsch sind. Unsere Geduld zahlt sich dann aber doch noch aus und wir erreichen die Anse Lazio, ebenfalls einer der schönsten Strände auf Praslin. Der Sand ist weiss, das Wasser türkisblau, und es hat soviele farbige Fische wie ich sie noch nirgendwo sonst gesehen haben. Dafür hat es hier "relativ" viele Leute (also mehr als 10 Personen). Ich will natürlich bald weiter der Küste entlang nach Westen, wo man nach 1-2 Stunden die Anse Georgette erreichen soll. Der Weg ist nicht immer einfach zu finden und teilweise zugewachsen, so dass man sich am Gestrüpp die Beine aufkratzt. Unterwegs treffen wir ein älteres deutsches Ehepaar, das ebenfalls zur Anse Georgette unterwegs ist. Zum Glück, denn Andrea war nicht wehr weit davon entfernt wieder umkehren zu wollen... So gehen wir dann gemeinsam weiter. Die letzten 100m führen uns über den Golfplatz des "Lémurian Resort". Wir fühlen uns etwas wie Einbrecher und schauen uns ständig um ob nicht irgendwo ein Hotelangestellter auftaucht und uns zurückpfeifft. Wir gelangen aber unbehelligt zum Strand und werden nicht enttäuscht: Der Sand ist tatsächlich noch etwas weisser und das Wasser noch etwa blauer als an der Anse Lazio. Für den Rückweg gehen wir dann über den Golfplatz und durch die Hotelanlage zur Strasse und fahren mit dem Bus wieder um die halbe Insel bis zum Anse Volbert.
Da die Besitzerin der Mango Lodge zugleich auch noch ein Wassersportzentrum besitzt, dürfen Gäste der Lodge am Strand kostenlos Liegestühle und Wassersportgeräte ausleihen. Das nutzen wir natürlich aus, und versuchen uns im Kanufahren. Wir fahren damit am nordwestlichen Ende der Anse Volbert um die Landzunge herum zum kleinen Strand des "La Reserve" Hotels. Hier lässt sich wunderbar schnorcheln, es hat unzählige Fische und sogar ein paar farbige Korallen.
Wer Praslin besucht darf natürlich das "Valle de Mai" nicht verpasst haben. Dies ist ein Nationalpark mitten im Regenwald, wo auch die berühmte Meereskokosnuss (Coco de Mer) wächst. Wir verbringen den ganzen Tag im Wald, wo es angenehm kühl ist. Auf einen privaten Guide verzichten wir, und lauschen stattdessen etwas den Ausführungen einer Guide einer anderen Gruppe. Zumindest solange bis diese uns sehr bestimmt auffordert zu verschwinden oder dann aber unseren Beitrag zu zahlen. Einen kleinen Moment lang reizt es mich zu antworten dass ich doch hier im Wald stehen darf wo ich will und sie ja nicht so laut zu reden braucht... Ich kann mich dann aber noch beherrschen und wir gehen unseren eigenen Weg.
Auf den Seychellen trifft man immer wieder auf Riesenschildkröten, die von den Einheimischen oder den Hotels meist in Gehegen wie Haustiere gehalten werden. Nur auf der Insel Curieuse leben diese noch frei. Wir beschliessen einen Bootsausflug dorthin zu machen und sagen unserem Kapitän, dass er uns erst um 17 Uhr wieder abzuholen braucht. So haben wir genügend Zeit, die Schildkröten eingehend zu betrachten und noch ein paar menschenleere Strände zu entdecken. Am Nachmittag ziehen leider schwarze Wolken auf und es beginnt zu regnen. Kein grosses Problem, da es ja trotzdem immer sehr warm ist und wir einen Platz zum unterstehen finden. Zurück auf Praslin sagt man uns dann, dass hier immer schönes Wetter gewesen sei. Auch das ist typisch für die Seychellen: Es kann an einem Ort regnen und einen Kilometer weiter das schönste Wetter sein.
Viel zu schnell ist auch unsere Zeit auf Praslin wieder vorbei. Wir freuen uns aber auch schon auf das nächste Highlight: Den "Source d'Argent" auf La Digue...