Heute ist es kühl und regnerisch und die ungeteerte Strasse wird schnell ziemlich schlammig. Mein Motorrad macht Probleme mit der Zündung, vermutlich sind die Kontakte feucht von der Flussdurchfahrt am Vortag (wie praktisch wäre jetzt eine Büchse WD40!). Als mein Motor nicht mehr anspringen will, muss ich schieben und prompt rutscht der Vorderreifen im Schlamm und mein Motorrad fällt um. Zum Glück nichts passiert. Inzwischen sind wir schon ziemlich durchgefroren und sind froh, als wir uns zum Mittagessen in einem kleinen Restaurant aufwärmen können. Hier wohnt eine ganze Familie mit 2 Kindern, alles in einem Raum: Restaurant, Küche, Wohnzimmer, Schlafzimmer. Die Bank, auf der am Tag die Gäste sitzen, wird in der Nacht zum Bett für 4 Personen. Es ist immer noch eher kalt und nicht alle sind erfreut über die Aussicht die nächste Nacht im Zelt zu verbringen. Nomo schlägt uns vor, erneut in einem Ger Camp zu übernachten, welches wir allerdings selber bezahlen müsten. Wir sind alle einverstanden. Das Camp liegt idyllisch gelegen an einem grossen Fluss. Die Jurte ist dank dem Ofen schnell aufgeheizt und wir trocknen unsere nassen Kleider und wärmen uns die Füsse. Wie wenig braucht es doch um sich einfach glücklich zu fühlen!
Heute wollen wir erst um 11 Uhr losfahren, es verbleibt also noch etwas Zeit die jeder für sich nutzen kann. Ich klettere auf den Hügel neben dem Camp, die Aussicht ist fantastisch. Bei der Abfahrt vom Camp steht das ganze Personal Spalier und segnet uns und die Motorräder mit Milch. Wir fahren zu einem Vulkankrater. Manuel bleibt unten, weil sein Fuss von seinem Sturz noch schmerzt. Nomo, Marina und ich wandern zum Kraterrand hinauf, und ich mache dann auch noch die Runde um der Krater. Wir wollen an einem See übernachten, aber an der ersten Stelle die wir anfahren hat es so viele Fliegen, dass wir sofort wieder weiterfahren. Auf der anderen Seite des Sees soll es besser sein, meint Nomno. Wir fahren nochmals an einer kleinen Ortschaft vorbei und essen in einem kleinen Restaurant zu Mittag. Plötzlich beginnt es draussen zu hageln und innert Minuten sind die umliegenden Hügel weiss. Wir beschliessen, erneut aufs Zelten zu verzichten und nochmals im selben Ger Camp zu übernachten wie letzte Nacht. Die Angestellten des Camps, die uns am Morgen noch mit grosser Zeremonie verabschiedet haben, machen grosse Augen als wir ernaut auftauchen. Am Abend klärt das Wetter dann wieder auf und die Sonne zeigt sich.
Heute zeigt sich schon am Morgen ein strahlend blauer Himmel. Unsere Reise geht weiter auf ungeteerten Wegen, durch saftig grüne Steppen, kleine Bäche und über einen 2700m hohen Pass. Unterwegs treffen wir auf eine Gruppe Nomaden die ein Pferderennen veranstalten. Wir sehen eine Weile zu. Bis am Abend sind wir 10h auf dem Motorrad gesessen und entsprechend müde. Wir schlagen unsere Zelte in einem abgelegenen Tal auf. Es geht nicht lange und ein Nomande kommt mit seinem Sohn herangeritten um zu sehen wer wir sind und wohin wir wollen. Laut ihm sind wir die 1. Touristen die je in dieses Tal gekommen sind. Unsere Guides trinken Vodka mit dem Nomaden und und dieser lässt mich dafür auf seinem Pferd reiten. Ich steige also auf, man drückt mir die Zügel in die Hand und das Pferd trottet los. Ich sitze das erste Mal in meinem Leben alleine auf einem Pferd und hätte wohl vorher fragen sollen wie ich das Pferd jetzt wieder zum Stillstand bringe... Am Horizont ziehen schwarze Gewitterwolken auf und die Abendsonne sorgt für eine wunderschöne Stimmung.
Der Nomade von gestern Abend hat uns in seine Jurte zum Frühstück eingeladen. Es gibt Käse, Quark, Rahm und Zucker zum Frühstück. Der Herr des Hauses ist jedoch nirgends zu sehen, und wir essen mit seiner Familie. Erst als wir schon fast wieder aufbrechen wollen, bewegt sich etwas unter einem Haufen Decken in einer Ecke der Jurte. Der Herr des Hauses hatte da die ganze Zeit geschlafen während wir gegessen haben! Vermutlich hatte er am Abend zuvor grosszügig vom Vodka abbekommen... Auch heute fahren wir wieder alles offroad. Seit langem wird es wieder mal richtig heiss. Wir zelten an einem schönen Platz direkt an einem Fluss.
Wir fahren zu den heissen Heilquellen, wo es auch ein Hotel gibt. Das heisse Wasser strömt aus unzähligen Quellen auf einem Hügel. Jede Quelle ist mit einer Nummer beschriftet und es gibt eine Tafel auf der steht, welches Wasser aus welcher Quelle gegen welches Gebrechen wirksam sein soll. Viele Einheimische besuchen diesen Ort, auffallend viele Alte und Gebrechliche Menschen. Im Hotel können wir endliche wieder mal duschen. Im Hotel übernachten wie eigentlich vorgesehen will aber niemand so wirklich, man fühlt sicher eher wie in einem Krankenhaus oder Sanatorium. Unsere Guides erkundigen sich nach dem Weg und wir beschliessen weiter ins Tal hinein zu fahren und zu campieren. Die Strasse über den Pass wird immer kleiner, bis nur noch eine schwache Fahrspur auf der Wiese zu sehen ist. Bald ist auch diese kaum mehr zu erkennen und die Wiese ist mehr und mehr mit grossen Gesteinsbrocken übersäht. Das Fahren wird sehr anstrengend, da teilweise nur noch im Schritttempo über die Steine manövriert werden kann. Dann gilt es noch einige kleine Bächlein zu queren, die zwar ausgetrocknet, aber immer noch sehr schlammig sind. Prompt bleibt auch noch unser Bus im Schlamm stecken und es dauert 2h bis wir ihn wieder freibekommen. Als ich durchs nächste Schlammloch fahren will rutscht mein Motorrad weg und ich falle in den Dreck. Schon wieder Glück gehabt dass nichts passiert ist. Glücklicherweise sind wir danach schnell auf der Passhöhe und es geht wieder besser voran. Wir sehen noch eine Herde wilder Pferde vorbei galoppieren, was sehr eindrücklich ist. Todmüde schlagen wir am Abend unsere Zelte auf, heute waren Mensch und Maschine definitiv am Anschlag.