Mongolei 2012 - Reiseberichte (1/3)

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Der Plan

In einer Werbeausgabe einer Motorradzeitschrift habe ich per Zufall eine Reportage über eine Motorradtour in die Mongolei gelesen. Die Landschaft mit der endlosen grünen Steppe hat mich sofort fasziniert, und ich wusste, eines Tages möchte ich da auch mal hin. Im Jahr 2012 hat es sich dann ergeben, dass ich einige Wochen zusätzliche Ferien beziehen durfte, und ich habe mir überlegt wie ich diese Zeit am Besten nutzen könnte. Da kam mir die Idee mit der Motorradtour in der Mongolei wieder in den Sinn und ich begann verschiedene Angebote zu vergleichen. Ich habe mich dann für eine Tour von Overcross entschieden, welche in der Mongolei mit Steppenfuchs Reisen zusammenarbeitet.

1. Tag (20.06.2012)

Ich werde von Nomo, einem Guide von Steppenfuchs Reisen, am Flughafen von Ulan Bator abgeholt und zum Hotel chauffiert. Zuerst versuche ich mit ihm Englisch zu reden, merke dann aber schnell, dass er fast noch besser Deutsch spricht. Während der Fahrt erhalte ich erste Eindrücke von dieser Stadt. Ulan Bator ist nicht gerade schön: Viel Verkehr, Lärm, Smog, Gestank, dunkle Rauchwolken aus Fabriken hängen am Himmel... Im Hotel treffe ich die zwei weiteren Teilnehmer der Reise, Marina und Manuel, beide aus Deutschland. Auch Vaith Scholz - der Inhaber von Steppenfuchs Reisen - ist bereits dort und gibt uns erste Infos zum Ablauf der Reise. Zum Mittagessen fahren wir zum Mongolian Barbecue, wo Fleisch und Gemüse à discrécion auf dem heissen Stein gebraten wird. Danach besichtigen wir noch einen Tempel in der Stadt, abends geht's ins Theater wo wir eine Tanzaufführung anschauen. Das Hotel ist an sich gut, der Verkehr aber sehr laut und hört die ganze Nacht nicht auf.

Aussicht vom Hotel
Fernwärme?
farbenfrohe Show am Abend

2. Tag (21.06.2012)

Als erstes fahren wir heute mit dem Auto zu der Garage wo die Motorräder stehen. Dort warten schon unsere beiden Guides Nomo und Joker (so ähnlich tönt sein Name) die uns während der nächsten Tage in einer russichen 4x4 Variante eines VW-Busses begleiten werden. Die Garage liegt dummerweise ganz am anderen Ender der Stadt, so dass wir dann mit den Motorrädern wieder durch die ganze Stadt zurückfahren müssen. Unsere Guides fahren mit dem Bus voraus, dann kommen wir 3 Motorräder und am Schluss nochmals ein Auto der Garage das uns bis an den Stadtrand begleiten wird. Wir brauchen ganze 1 ½ h bis wir aus der Stadt raus sind. Mein linkes Handgelenk schmerzt schon bald vom vielen Kuppeln im stop-and-go Verkehr und wird mich auch die nächsten Tage noch an diese Fahrt erinnern. Kaffeepause gibt es in einem Restaurant ausserhalb der Stadt. Endlich sind wir auf dem Lande, weiter geht's jetzt durch saftig grüne Landschaften. Wir kommen an einigen Sanddünen vorbei, wo Einheimische Kamelreiten anbieten. Die Jungs bestaunen unsere Motorräder und würden am liebsten sofort ihr Kamel gegen eins eintauschen. Am späteren Nachmittag suchen wir uns einen Platz zum campieren. Wir verlassen die geteerte Strasse und fahren über die Steppe zum Fusse eines Berges. Manuel fährt durch eine Wasserpfütze und stürzt zum 1. Mal, glücklicherweise ohne Schäden an Mensch und Motorrad. In der Nacht regnet und gewittert es. Mein Zelt hält zum Glück dicht, auch wenn es mir durch den Sturm das Zeltdach fast bis auf die Nasenspitze heruntergrückt.

Endlich raus aus der Stadt!
Die Steppe, unendliche Weite...
 
Unser Camp für die erste Nacht.

3. Tag (22.06.2012)

Heute kommen wir am berühmten Tempel "Erdene Zuu" vorbei, welchen wir besichtigen. Im Tempel können wir die buddhistischen Mönche beim Rezitieren ihrer Mantras beobachten. In einem der kleinen Imbissstände vor dem Tempel essen wir zu Mittag. Es gibt mit Hackfleisch gefüllte Teigtaschen, die verdächtig nach Schaf schmecken. Dazu gibt es gesalzenen Milchtee, an den wir uns während der nächsten Zeit noch gewöhnen werden (bzw. müssen). Auf dem Parkplatz treffen wir noch auf die 2 Deutschen Lange und Geil (ja so heissen die wirklich) die ihre grossen Motorräder per LKW nach Ulan Bator transportieren liessen und nun auf dem Weg zurück nach Koblenz sind. Über ihre Reise berichten sie in ihrem eigenen Blog. Am Nachmittag fahren wir weiter über einen kleinen Pass und hinunter zum See "Ogi Nuur". Ich nutze die Gelegenheit zum Baden im See. Nomo und Manuel probieren ihr Glück beim Fischen und fangen tatsächlich einen!

Erdene Zuu
Camp am Ogi Nuur See

4. Tag (23.06.2012)

Weil eine Brücke gesperrt ist müssen wir auf demselben Weg vom See wieder zurück fahren und einen kleinen Umweg machen. Da wir mit den Motorrädern auf der Teerstrasse viel schneller unterwegs sind als unsere Guides im Bus, fahren wir jeweils vor, und warten ab und zu wieder auf sie. Heute fahren Marina und ich jedoch am abgemachten Wegpunkt vorbei und merken erst später dass wir umkehren müssen. Mein Motorrad bleibt plötzlich stehen und macht keinen Wank mehr. Irgendwann merke ich dann, dass der Tank leer ist und ich den Benzinhahn auf "Reserve" umschalten muss. Zu Mittag gibt's dann den Fisch von gestern, sehr fein! Bei der Weiterfahrt am Nachmittag stürzt Manuel in einer Schlammpfütze und verstaucht sich den Fuss. Endlich kommt auch unsere erste kleine Flussdurchfahrt: Im 1. Gang langsam hineinfahren und dann einfach Gas geben und versuchen nicht auszurutschen oder den Motor abzuwürgen. Übernachtet wird heute in Jurten in einem Ger Camp. Im Camp gibt es eine heisse Quelle, deren Wasser in Becken gesammelt wird. Als wir baden wollen verbrenne ich mir allerdings fast die Füsse als ich ins Wasser steige. Das heisse Wasser aus der Quelle hätte eigentlich mit dem kalten Wasser des nahen Flusses vermischt werden sollen. Wie wir später erfahren hatte ein Unwetter am Tag zuvor jedoch Dreck und Schlamm aus diesem Fluss in die Becken geschwemmt, so dass man den Kaltwasserzufluss unterbrochen hatte. Dafür gibt's eine lange heisse Dusche. Am Abend gibt es ein feines und richtig gediegenes Nachtessen im Restaurant. In der Jurte wird der Holzofen eingefeuert und innert Minuten wird es schön warm. Vor dem Schlafen kommt extra nochmals jemand vorbei und fragt, um welche Zeit wir am nächsten Morgen aufstehen möchten. Tatsächlich kommt am nächsten Morgen jemand rechtzeitig in unser Zelt und feuert den Ofen ein, so dass es bald wieder gemütlich warm ist.

die erste Flussdurchfahrt
gemütliche Jurte...
und von Innen
(c) 2015 by Simon Baer
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